Der Maulwurf (Talpa europaea)



Foto: Kohlus, August 1999, ca. 22:00; Maulwurf beim überqueren der Straße auf dem alten Eiderdeich.
Der Maulwurf hat einen an das Leben im Erdreich gut angepaßten Körper. Er ist walzenförmig und ohne erkennbaren Hals, doch schlank und kompremiert. Maulwürfe werden etwa 11 bis 16 cm lang, 65 bis 130 g schwer (Reichholf, 1996; nach Heitland & Bäumler, 2000f: 80 bis 100 g). Die Weibchen sind größer als die Männchen. Die Ohren liegen im Fell verborgen haben keine Muscheln. Das samtige, glatte Fell ohne Strich reduziert den Widerstand bei der Bewegung durch die Gänge. Die Vorderfüße sind zu großen, seitwärts gestellten Grabschaufeln geformt. Die Schnauze ist rüsselartig geformt. Sein scharfes und kräftigem Gebiß ist ein typsiches Merkmale von Insektenfressern.
Schnauze und Schwanz verfügen über hoch empfindliche Tasthaare und das Geruchsorgan ist gut entwickelt. Die mohnkorngroßen Augen der weiter südlich lebenden Maulwürfe sind tief im Fell verborgen. Nach Reichholf (1996) sollen sie bei Tieren weiter südlich von einer Haut überzogen sein. Zumindest hier im Norden - Schleswig-Holstein und Dänemark liegen im europäischen  Norden des Verbreitungsgebietes - sind sie wie bei dem fotographierten Tier gut sichtbar. Diese Regionalunterschiede lassen vermuten, warum die Angaben zur Sehfähigkeit der Maulwürfe in der Literatur von fast blind bis zu guter Sehfähigkeit (z.B. Smolik, 1960) reichen.

Maulwürfe haben keinen Lebensrythmus nach den Tageszeiten, vielmehr leben sie nach einem jahreszeitlich beeinflußten 8 bis 12 Std. Rythmus (Angabe in Gorman & Stone, 1990). Ob die Tageszeit beim Verlassen ihre unterirdischen Bauten eine Rolle spielt, sie vorwiegen in der Nacht an die Erdoberfläche kommen, erscheint fraglich. Aber sicherlich jagen Maulwürfe manchmal auch oberirdisch nach Käfern, Schnecken aber auch Jungvögeln von Bodenbrütern werden zur Nahrung genutzt. Nach Heitland & Bäumler verläßt der Maulwurf zwischen vorwiegend Ende April und Anfang Juni in der Paarungszeit die unterirdischen Gänge um z.B. Laub für den Nestbau zu sammeln, aber auch junge Maulwürfe bewegen sich häufiger über der Erde. 

Aber vorwiegend lebt der Maulwurf unter der Erde. Entsprechend der Bodenbeschaffenheit und dem Vorkommen von Nahrungstieren werden die Gänge oft nur 10 bis 30 cm tief angelegt, aber sie bauen auch Gänge bis 2 m Tiefe. Das Alter der Tiere scheint nach neueren Angaben dabei bestenfalls nur eine untergeordenete Rolle zu spielen.  Die Länge der rundlich-oval geformten Gänge erreicht dabei über 100 m. Auch die Grabgeschwindigkeit bestimmt sich durch die Bodeneigenschaften, ob der Maulwurf beim Graben der Gänge fast Schrittgeschwindigkeit erreicht (Smolik,1960) scheint zweifelhaft. Besonders im Winter gräbt der Maulwurf eifrig und wirft in den Aktivitätsphasen fast regelmäßig einen Maulwurfshaufen auf. Nach Goodfrey & Crowcroft (1960) bei Beobachungen durch einen mit einer Glasscheibe einsehbar gemachten Gang (in: Heitland & Bäumler) schiebt er dabei eine Grabhand vor den Kopf und schiebt sie wie eine Baggerschaufel im lockeren Erdreich vor.

Die Funktion der Gänge entspricht dem eines Spinnennetzes. Der Fleischfresser läuft seine Gänge etwa alle 8 bis 12 Stunden (Hennicke, 2001) ab und untersucht sie nach Bodentieren. Zur Hauptnahrung gehören Regenwürmer, Gliedertiere, Käfer und Larven aber auch Wühlmäuse, selbst Schlangen werden überwältig und verzehrt. Aber Maulwürfe graben auch aktiv nach ihrer Nahrung, suchen Eier und Puppen von Bodentieren und können besonders im Winter hierdurch die eingeschränkte Bewegungsfähigkeit von nichtwarmblütigen Bodentieren nutzen.

Nach Heitland & Bäumler wie Smolik lebt der Maulwurf solitär, verhält sich unfriedlich gegenüber Wühlmäusen und Artgenossen und die Männchen tragen heftige Revierkämpfe aus. Reichholf (1996) dagegen weist darauf hin, daß auch eine "teilweise gesellige Lebensweise" beobachtet werden kann.

Besonders auffällig sind die Maulwurfshügel im Katinger Watt im Endwinter und Frühjahr. Sie werden bis über einen halben Meter hoch und stammen nicht von Riesenmaulwürfen. Es handelt sich um Winterhügel, Burgen. Manchmal sind diese Winternester regelrechte Vorratskammern, dann lassen sich an ihrer Basis bis zu mehrere hundert, lebende Regenwürmer finden. . 
Foto: Kohlus, März 2001.
Der Maulwurf lähmt die Regenwürmer durch einen Biß in das Nervensystem. Die Regenwürmer werden hierdurch nicht getötet, sondern werden so fluchtunfähig aber lebend als frische Nahrung konserviert. Die Verletzung der Regenwürmer kann aber heilen, so daß Regenwürmer, die nicht gefressen wurden, dann im Frühling wieder abwandern können (Hennicke,2001). 

Als Lebensraum bevorzugt der Maulwurf lockeren, fruchtbaren und humosen Boden in Gärten, Wiesen, Weiden und Kulturflächen. Er ist ein ursprünglicher Bewohner der Laubwälder, der in diesen vom Menschen geformten Biotopen gute Bedingungen findet. 

Solche stauwasserreichen Böden wie im Katinger Watt meidet der Maulwurf möglichst, ist er doch von der Kühle und vom Ertrinken in den Gängen bedroht. Das Grundwasser im Katinger Watt steht im Winter nur wenige Zentimeter unter der Oberfläche.Vielleicht lassen sich die besonders häufigen und ungewöhnlich hohen (60 cm) Maulwurfshügel im Katinger Watt zur Winterzeit mit einer "Flucht nach oben" erklären. Nicht besonders flink, brauchen die Maulwürfe Schutz vor Greifvögeln, Füchsen und Katzen. Die großen Hügel bieten ihnen dann eine Notunterkunft dicht unter der Erde im staunassen Boden.

Lebensraumkonflikt im Garten, Acker, Forst ?

Der Maulwurf ist kein Pflanzenfresser. Er verzehrt zwar die zum Wirtschaften nützlichen Regenwürmer als Lieblingsbeute, gefährdet aber dadurch nicht die Populationsdichte dieser vermehrungsstarken Würmer.Gleichzeitig verbessert er durch seine Wühltätigkeit die Bodenbedingungen und frißt auch landbaulich ungewünschte Bodentiere, wie z.B. Engerlinge. Trotzdem ist seine Wühltätigkeit in Saatbeeten oder gepflegten Rasen nicht erwünscht. Meist läßt er sich dort gut vertreiben, in dem Schwingung und Lärm in den Boden übertragende Stäbe mit oberirdischen Anhängseln zum Windwiderstand oder geruchsintensive Störungen z.B. durch Petroleumlappen in das Gangsystem eingebracht werden. 

Quellen:

Heitland, Werner & Bäumler, Walter (2000ff): grisu.forst.tu-muenchen.de/HEITLAND/BSWT/start.html
VÖGEL UND SÄUGER, Ein kleines Nachschlagwerk zum Kurs »Bestimmungsübungen an Vögeln und Säugern«

Gorman,M. & Stone, D. (1990): The Natural History Of Moles". Bromley, Kent.

Hennicke, Janos (2001): erweiternde Hinweise und Korrekuren. Kiel.

Reichholf, Josef (1996): "Säugetiere", Steinbachs Naturführer; München.

Smolik, Hans-Wilhelm (1960): Säugetiere 2. Bd. 2, rororo Tierlexikon.


Virtuelles Tönning Virtuelles Katinger Watt © Kohlus 1998-2001      Update vom 03.07.2001