Stellaria media

Vogelmiere Stellaria media

Nelkengewächs (Caryophyllaceae)

Die Vogelmiere ist eine einjährige stark verzweigte bis ca. 15 cm hohe Pflanze. Ihre kurzen Stengel sind mit einer feinen Haarleiste verziert. Die Blätter sind oval und nach oben spitzt verlaufend. Die kleinen Blüten, die von März bis Oktober blühen, besitzen Kronblätter, die so lang oder wenig kürzer als die Kelchblätter sind.

Gegen neun Uhr morgens öffnen sich die Blüten und bleiben bis zu zwölf Stunden offen, wobei sie sich der Sonne direkt zuwenden.

Obwohl die Pflanze recht schwach und gebrechlich ausschaut, wenn sie in Wiesen, Beeten und Brachland ihre Teppiche webt, ist sie doch sehr anpassungsfähig und stabil gegen Umwelteinflüsse.
Die Vogelmiere verträgt die Kälte so ausgezeichnet, dass sie bis zum Polarkreis wächst. Fossile Reste von ihr wurden auch in Ablagerungen der letzten Eiszeit gefunden.

Pollenanalysen zeigen ihre starke Ausbreitung in der jüngeren Steinzeit, in der in Europa die Landwirtschaft begann. Die Vogelmiere profitiert gegenüber anderen Arten durch den Ackerbau und bevorzugt gedüngte, stickstoffangereicherte Böden.

Vom Menschen auf andere Kontinente verschleppt hat sie ihre Verbreitung von Europa aus auf fast die gesamte Erde ausgeweitet. Durch Bodendegration und offene Ackerböden begünstigt der Mensch die Ausbreitung dieser Pionierpflanze.

Wie fast Pionierpflanzen ist sie sehr vermehrungsstark. Pro Generation, 5-6 im Jahr, entstehen 10 000 bis 20 000 Samen, die eine Lebensdauer, schlummernd in der Erde, bis zu sechzig Jahren haben. Ihre reichlichen Samen werden gern von kleinen Vöglen verzehrt.

Schnell wachsend bildet sie einen ersten Schutz auf geschädigten und gestörten Böden, auf denen sie zu finden ist. Die flache Sternblüte ist eine wichtig Nahrungsquelle für kurzrüsslige Insekten.

Namen

Alsine, Feldsternmiere, Hühnerbiß, Hühnerdarm (von Sebastian Kneipp benannt), Hühnermiere, Mausdarm

Der Name Vogelmiere entstammt der Beobachtung, dass Blätter und Samen gerne von Vögeln, Hasen, Kaninchen, Ferkeln und v.a. von Hühnern gefressen werden. Schafe und Ziegen zeigen einen anderen Geschmack.

Heilwirkung

In der Volksmedizin wurde die Vogelmiere früher bei Lungenerkrankungen aufgrund der Schleim lösenden und auflösenden Wirkung verwendet.

Bei Wunden und allen Arten juckender Hautausschläge wird der Hühnerdarm als frische Auflage eingesetzt. Zusammen mit Spitzwegerich und Zinnkraut ist es auch bei Geschwüren eine hilfreiche Alternative.

Wirkstoffe

Die Pflanze hat einen hohen Mineralstoffanteil  (v.a. Kalium, und auch Kieselsäure, Phosphor, Magnesium, Kupfer, Kalium) sowie wie Vitamin C und A, Triterpensaponine, Cumarine, Flavonoide, Fruchtsäure, Saponine und wenig Rutin.


Der griechische Arzt Dioskorides beschrieb ihre Anwendung zusammen mit Getreidemehl bei entzündlichen Augen. Den reinen Saft träufelte man direkt in ein schmerzendes Ohr.

In der Homöopathie wird sie als Alsine media bezeichnet und vordergründlich bei Rheumatismus und Leberschmerzen verordnet.

ACHTUNG

In übermäßiger Dosierung  löst Vogelmiere Durchfall und Erbrechen aus, während der Schwangerschaft sollte keine Anwendung erfolgen.


Ernten/Sammeln

In der Regel werden die Sprossteile im Frühling, mancherorts das ganze Jahr, geerntet.


Zubereitung und Anwendung

Zur inneren Anwendung

2 Teelöffel der Vogelmiere werden mit ¼ kochendem Wasser übergossen und kann nach 5-10 Minuten abgeseiht werden. 2mal täglich sollte der Tee getrunken werden.

Weil die Vogelmiere das erst Grün oder Dauergrün ist wird die Pflanze in der Küche für Fleischgericht oder Suppengrün genutzt. Gleichzeitig ist es ein sehr nah- und schmackhaftes Gemüse, beispielsweise feingehackt auf dem Quarkbrötchen. Auch als Spinat zubereitet schmeckt das junge Kraut.

Autoren: Susanne-Lilian Huck, Jörn Kohlus


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   Update 08.07.2004