Grasartige bestimmen

Was uns als Wiese erscheint verbirgt eine Vielzahl von Pflanzen aus drei grasähnlichen Familien. Der kleine Bestimmungsschlüssel hilft in fast allen Fällen eine erste Zuordnung vorzunehmen.
Die Bundheit der Wiesen und Weiden zu erkennen ist weniger schwer als sich erwarten läßt, mit Hilfe der Illustrationen und einer Lupe (gut ist 20fach) läßt sich schnell eine Zuordnung der Familien finden.
Die Grasartigen (Poales) umfassen die Sauergräser, Süßgräser und Binsen. Die Rohrkolben und parallelblattnervigen Blumen, wie Iris, Tulpen, Schneeglöckchen, Orchideen gehören in ihre Verwandschaft. Alle haben nach dem Keimen nur ein Blatt, heißen daher Einkeimblättrige Pflanzen (Monokotyle). Die einkeimblättrigen Pflanzen und damit auch die Gräser entwickleten sich Millionen von Jahren nach den anderen Blütenpflanzen. Die Seerosen sind lebende Übergangsformen von den zweikeimblättrigen zu dieser zweiten modernen Gruppe der Blütenpflanzen. Fast 95 Millionen Jahre lebten Saurier, die nicht auf Gras treten konnten, da es noch keines gab. Nur die knapp letzten 35 Millionen Jahre der Dinosaurierzeit gab es schon Gras. Aber nach bestenfalls kaum 10 Millionen Jahren menschenverwandten Lebewesen fällt es schwer Gräser, Lilien und Orchideen als Innovation zu sehen. Zudem gelang es bereits innerhalb der letzten 100 bis knapp 200 Jahre (also weit unter 0,00015 Promille der Lebenszeit der Artengruppe) nachweisbar fast 150 Promille der Arten aussterben zu lassen.
1. Ist der Stengel rund, jedenfalls nicht dreieckig ?
bei ja: Frage 2     bei nein: Antwort 6

2. Hat der Stengel Knoten und die Blüte besteht aus Spelzen ?
bei ja: Antwort 3     bei nein: Frage 4

3. Die Poaceae, die Süßgräser, sind die eigentlichen Gräser. Die Blüten sind in Ährenchen zusammengefaßt, die wiederum eine Ähre (z.B. Weizen) bilden, oder auch eine Rispe formen können. Auch bein den anderen grasartigen kommen sehr unterschiedliche Blütenstände vor, sie sind daher eine Bestimmungshilfe für die Arten und Gattungen, nicht aber für die hier beschriebenen Familien.
5: Die Binsen Die Gruppe der Binsengewächse hat kleine, lilienartige Blüten mit sechs Blütenblättern in zwei Kreisen. In der Mitte ist eine meist bräunlich/schwarze oft dreieckige Frucht. Es gibt aber auch welche, die silbrig hell wirken. Manchmal sind die Blüten zu Knäulen zusammengedrängt. Die Blätter sind bei den Binsen (Gattung Juncus) sehr schmal-rundlich, bei den Heinbinsen (Gattung Luzula) dagegen grasblattartig. 4: Die Blüten haben kleine, meist bräunliche Blütenblätter, umgeben einen meist dunklen, oft ein wenig dreieckigen Fruchtknoten ?
bei ja: Antwort 5     bei nein: Antwort 6
Binsenblüte mit bereits vergrößertem Fruchtknoten. Die Blüten haben häufig rosa-violette Narben und gelbe Staubblätter. Zweimal drei meist braune Blütenblätter bilden die Blütenhülle, das Perigon.
 
 
 
 
 
 
6: Sauergräser Die Sauergräser haben viele verschiedene Formen. Die meisten Arten gehören zur Gattung der Seggen (Carex), deren Blüten in den Ähren rein männlich, rein weiblich oder bigeschlechtlich sein können. Alle Carexarten haben aber einen Fruchtschlauch. Die Sauergräser sind im Bau den Gräsern ähnlicher und die Blütenblätter sind bei ihnen auch auf kleine Blätter reduziert.
Typische Blütenbestandteile von Sauergräsern. Getrennte weibliche und männliche Blüte am Beispiel der Seggen (Carex)

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